KKS Nordstemmen hat die Fahrkarte zum Finale
Frank Pohl wieder mit glücklichem Händchen / Die Zimmer in Rotenburg sind schon gebucht
Die KKS Nordstemmen konnte am 12./13. Januar im hessischen Niederaula ihren vierten Tabellen-platz verteidigen und hat damit die Fahrkarte zu den Finalwettkämpfen um den Deutschen Meister-titel mit dem Luftgewehr in der Tasche. Die Titelkämpfe werden Anfang Februar in Rotenburg an der Fulda ausgetragen.
Bis hierhin war das ein steiniger Weg für die Niedersachsen, bei dem buchstäblich bis zum letzten Schuss offen blieb, ob das hochgesteckte Ziel, der Einzug ins Finale, auch tatsächlich erreicht werden konnte. Zumal Teamchef Pohl wieder einmal in der Bredouille steckte, weil seine Stammschützin Stine Andersen in ihrem Heimatland Dänemark um die Qualifikation zur Europameisterschaft schoss.
Thomas Farnik reiste aus Wien an und half Pohl aus der Patsche. Der Österreicher, ein mit allen Wassern gewaschener Athlet, der in London gerade seine sechsten Olympischen Spiele hinter sich gebracht hat, schoss auf Position eins für Nordstemmen und konnte bei seinem ersten Match gegen Sergey Righter von der SSG Kevelaer nicht punkten. Dieser hatte gleich mit perfekten 100 Ringen angefangen und damit Farnik schon um zwei Zähler in Rückstand gebracht. Auch in seiner zweiten Serie (zehnmal die 10) konnte der Österreicher keinen Boden gutmachen, da auch sein Gegner ein zweites Mal mit 100 Ringen gleichgezogen hatte. Das hochklassige Match war danach nicht mehr zu kippen und endete letztendlich mit 396:393 zugunsten des in der Weltrangliste auf Rang sechs geführten Sergey Righters. Der erhoffte Punkt war verloren.
Henrik Borchers war gegen die SSG Kevelaer der einzige Nordstemmer, der punkten konnte. Er bezwang seinen Gegner Nils Schumacher mit 392:391. Ein unglaublich wichtiger Sieg, wie sich tags darauf noch herausstellen sollte.
David Kroll hatte derweil seine Probleme mit Patricia Seipel und verlor knapp mit 391:392. Der Thüringer hätte das Match durchaus gewinnen können, wären da nicht zu Beginn gleich drei Treffer in den Neunerring gegangen, die er bis zu seinem vierzigsten Wettkampfschuss nicht wieder gutmachen konnte. Mehr Glück hatte Henrik Borchers (Foto) auf Position drei gegen Nils Schumacher. Borchers fuhr mit 392:391 den ersten und einzigen Sieg dieser Begegnung gegen Kevelaer ein, denn auch Anja Korf (389) und die erstmals eingesetzte Andrea Heitmann (382) mussten sich ihren Kontrahenten Thomas Alexander (395) und Katharina Kösters (390) beugen. Der erste Wettkampftag endete für die Nordstemmer mit einer 1:4-Niederlage gegen die SSG Kevelaer – den neuen Meister der Liga Nord, wie sich dann am darauffolgenden Wettkampftag noch herausstellen sollte.
Ganz klar musste also am nächsten Morgen die Nordstemmer Mannschaft die allerletzte sich bietende Chance gegen Gastgeber Mengshausen nutzen, wollte man sein Etappenziel doch noch erreichen. Ebenso witterten die Hessen ihre Chance, noch auf den Final-
zug aufspringen zu können. Ein mit Hochspannung geladenes Match bahnte sich an, bei dem die heimischen Fans mit infernalischer Lautstärke ihr Team anfeuerten.
Die KKS Nordstemmen trat mit nahezu unveränderter Aufstellung an die Schießlinie. Lediglich sein Sorgenkind, die fünfte Startposition, hatte Pohl wieder einmal umbesetzt, wie er das in der gesamten Saison zuvor auch schon getan hatte. Thomas Farnik führte also erneut die Riege der Nordstemmer an und kriegte es mit Mengshausens Nummer Eins zu tun. Jaqueline Orth, wahrlich kein unbeschriebenes Blatt im Schießsport, gelang es, den Österreicher gleich zu Beginn ziemlich unter Druck zu setzen. Allerdings ließ dieser sich davon nicht sonderlich beeindrucken und hatte am Schluss der Begegnung mit 394:388 deutlich die Nase vorn. Der erste Punkt zum Erfolg war gesichert. Man darf vermuten, dass sich Japans Sportschützen schon etwas dabei gedacht haben, als sie den Österreicher Thomas Farnik nach der Olympiade in London als ihren Nationaltrainer verpflichteten.
Wie hart um die drei erforderlichen Siegpunkte von beiden Teams gekämpft wurde, zeigt der weitere Verlauf des Wettkampfs. Ein ständiger Führungswechsel wurde den bis an die Grenzen des Erträglichen strapazierten Zuschauern auf den Bildwänden in der Großsporthalle Niederaula angezeigt. Kein leichtes Schießen unter diesen Bedingungen für die Athleten, die zuhause zwar schon bei lauter Musik trainieren, aber eine tobende Halle ist eben nichts dagegen. Zwischenzeitlich hatte sich Anja Korf (389) ihrem Gegner Patrick Seyfarth (394) beugen müssen, und Henrik Borchers (390) konnte ein Stechschießen gegen seine Kontrahentin Michelle Horst (389) vermeiden, weil er die Nerven behielt und mit seinem letzten Wertungsschuss die Zehn traf. Borchers war glücklich, dass ihm damit ein nervenaufreibendes „Shoot off“ erspart blieb. Er war damit der einzige Athlet in seiner Mannschaft, der an diesem Wochenende zwei Siege verbuchen konnte. Nichtsdestoweniger – Nordstemmen fehlte immer noch der dringend benötigte dritte Mannschaftspunkt, der über „Himmelhoch jauchzend“ oder „Zu Tode betrübt“ entscheiden musste.
Sieg und Niederlage steckten jetzt im Gewehrlauf von David Kroll auf Position zwei und Nordstemmens 300m-Spezialisten Christian Dreßel, der auf Rang fünf an den Start gegangen war und wie immer sorgfältig mit dem Zentimetermaß seinen Stand überprüfte. Dreßel brachte seinen Gegner Tobias Göbel mit 385 Zählern in Zugzwang. Doch der Mengshausener holte bis zum vorletzten Wettkampfschuss stetig auf. Zum Abschluss seiner vierten Serie hätte Göbel die Zehn treffen müssen, um einen Gleichstand zu erzwingen. Das gelang ihm nicht. Er schoss in den Neunerring, und die KKS Nord-stemmen stand jetzt schon mit 3:1 Punkten als Sieger dieser Begegnung fest.
Wie wichtig dann doch noch der vierte auszu-schießende Punkt werden sollte, zeigte sich erst im Nachhinein. Kroll hatte dem Briten Kenneth Parr 391 Ringe vorgelegt und musste dann besorgt vom Außenbereich her beobachten, wie Parr sich Schuss für Schuss diesem Ergebnis näherte. Mit seinem letzten Treffer hätte auch in dieser dritten äußerst knappen Begegnung der Brite immer noch gleichziehen können. Aber als Letzter auf dem Schießstand stehen, den scharfen Augen seiner Gegner und dem fordernden Gebrüll der Fans ausgesetzt, ist nicht so einfach. Kenneth Parr wackelte, traf nur noch den Achterring und musste seinen Stand mit 389 Ringen verlassen. Das Endergebnis stand nun fest: Die KKS Nordstemmen hatte die Schützengilde Mengshausen mit 4:1 bezwungen.
Dieser letzte Punkt war entscheidend für das Ranking in der Tabelle der Bundesliga Nord. Damit liegen die Niedersachsen einen Einzelpunkt vor der SG Hamm auf Rang vier und haben sich die Teilnahme an den Finalwettkämpfen in drei Wochen gesichert, in der jeweils die besten vier Mannschaften der Ligen Nord und Süd aufeinandertreffen.
Die weiteren Begegnungen zum Abschluss der Vorkämpfe: St. Hubertus Elsen – SGi Mengshausen 4:1; SSG Kevelaer – St. Hubertus Elsen 3:2; Post SV Düsseldorf – Giebichensteiner SGi Halle 4:1; SG Hamm – TuS Hilgert 4:1; SG Hamm – Giebichensteiner SGi Halle 3:2; TuS Hilgert – Post SV Düsseldorf 3:2.

Alles ist gut. Glücklich und entspannt strahlen André Weigel, Henrik Borchers,Thomas Farnik, Anja Korf, Christian Dreßel und David Kroll in die Kamera – Nordstemmen I hat sein Ziel erreicht und fährt Anfang Februar zu den Finalwettkämpfen nach Rotenburg an der Fulda. Teamchef Pohl findet das zum Niederknien schön.
Die Tabelle der Bundesliga Nord nach den Vorkämpfen
1. SSG Kevelaer 12:02
2. St. Hubertus Elsen 10:04
3. Post SV Düsseldorf 08:06
4. KKS Nordstemmen 08:06
5. SG Hamm 08:06
6. TuS Hilgert 04:10
7. SGi 1920 Mengshausen 04:10
8. Giebichensteiner SGi Halle 02:12