Henrik Borchers rettet den Sieg für die KKS Nordstemmen
Luftgewehr-Bundesligaschützen sind erfolgreich gegen die SGi Mengshausen und das ABC Münster
Erster Gegner der KKS Nordstemmen war die Schützengilde Mengshausen. Die Hessen sind Neulinge in der Bundesliga Luftgewehr, hatten sich aber bereits mit ihrem dritten Tabellenplatz gehörigen Respekt verschafft. Ein schwieriger Kontrahent, dessen Frontfrau die erst achtzehnjährige Junioren-Europameisterin Jaqueline Orth ist. Mit ihr hatte Nordstemmens Nummer eins, Ella Sternberg, das Vergnügen. Der international erfahrenen Deutsch-Israelin gelang es, sich in jeder der vier zu schießenden Zehnerserien (99, 99, 100, 97) einen Zähler Vorsprung zu verschaffen und ihre Gegnerin mit 395:391 auf Distanz zu halten.
Auf Position zwei standen der für die KKS schießende Österreicher Thomas Farnik und die gut einen Kopf kleinere Michelle Horst vor den Scheiben. Ein Bild zum Schmunzeln, das den Nordstemmer Fans aber schnell verging, als die kleine Hessin gleich mit ihren ersten zehn Schüssen (99) Thomas Farnik (97) um zwei Zähler hinter sich gelassen hatte. Beeindruckend dann der Konter von dem langen Österreicher im zweiten Satz, in dem er mit perfekten 100 Ringen den Gleichstand erzwang und anschließend mit zweimal 99 Ringen deutlich machte, warum er Weltrekordinhaber ist und seine sechste Olympiade anstrebt. Den Wettkampf beendete er ebenfalls wie seine Teamkollegin Ella Sternberg zuvor mit 395:391 zu seinen Gunsten.
Der bislang ungeschlagene Henrik Borchers (links) spulte derweil auf der Mittelposition wie von ihm gewohnt sein Programm hoch konzentriert und zügig ab. Mit 393 Ringen verließ er den Stand, bevor sein Gegner, Kenneth Parr aus Großbritannien, die letzte Zehnerserie angefangen hatte.
David Kroll (390) konnte auch in seinem vierten Match nicht punkten. Sein Gegner Patrick Seyfarth hatte sich nach dreißig Wettkampfschüssen einen Ring Vorsprung erarbeitet und baute seine Führung mit
einem starken Endspurt (100) auf 393 Zähler aus. Anja Korf hatte mit Manuela Schmermund – Gold- und Silbermedaillen-Gewinnerin der Paralympics 2004 und 2008 – auch nicht gerade das große Los gezogen. Zwar hatte die Nordstemmerin nach den ersten zehn Schüssen (98) noch mit zwei Zählern Vorsprung die Nase vorn, verlor dann aber den Faden in der zweiten Serie (95) und musste sich letztendlich mit bitteren 389:390 geschlagen geben.
Zwischenzeitlich hatte nun auch Kenneth Parr, der Gegner von Henrik Borchers, seinen Stand verlassen. Der Brite (rechts im Bild), den Sieg schon greifbar vor Augen, hielt bei den letzten zwei entscheidenden Wettkampfschüssen dem Druck nicht stand. Er traf zweimal in den Neunerring und hatte damit das gleiche Ergebnis wie der Nordstemmer erreicht. Ein Unentschieden geben aber die Bundesliga-Statuten nicht her. Das Reglement ist so brutal wie einfach. Es wird so lange weitergeschossen, bis eben kein Gleichstand der Athleten mehr vorliegt. Die Schützen werden vom Kampf-richter wieder vor die elektro-nischen Scheiben gerufen, bekommen auf die Sekunde genau zwei Minuten Vorbe-reitungszeit und müssen dann innerhalb von fünfundsiebzig Sekunden (mit Start-Stopp-Ansage) ihren Schuss abgegeben haben. Ist keine Entscheidung gefallen, wird sofort weitergeschossen.
Anrührend: Meriam Fricke, die ihren Freund Henrik immer auf seinen Wettkämpfen begleitet, wusste um die Tortur, die auf ihn wartet, und war nur noch ein Nervenbündel. Ebenso wie zahlreiche Zuschauer auch – auf beiden Seiten. Hingen doch Sieg oder Niederlage der Mannschaften allein von diesen beiden Schützen ab. Die Jahn-Sporthalle war am Toben, bis das Kommando „Start“ des Kampfrichters ertönte. Plötzlich konnte man die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören. Borchers traf die 10 – Parr auch. Ein infernalisches Gebrüll setzte ein, begleitet von mehrstimmigen Hupen, Tröten und Rasseln. Zweiter Schuss: Borchers 10, der Brite zeigte die Faust – 10. Und wieder tobte die Halle. Dritter Schuss: Borchers 10 – Parr 10. Der Lärmpegel in der Sporthalle hatte sich mittlerweile der Schmerzgrenze genähert. Vierter Schuss (jetzt mit Zehntelringwertung): Borchers 10,0 – sein Gegner konnte nicht mehr – 8,9. Der Nord-stemmer hatte gewonnen und damit seiner Mannschaft den ersten Sieg der Saison beschert.
Der Rest des Wettkampfwochenendes aus Nordstemmer Sicht ist schnell erzählt. Die zweite Begegnung gegen das ABC Münster verlief relativ unspektakulär und wurde mit 5:0 Punkten von der KKS gewonnen. Teamchef und Trainer hatten die Mannschaftsaufstellung nicht geändert. Henrik Borchers ist auch nach seinem fünften Wettkampf ungeschlagen.
Der große Verlierer dieses Wochenendes ist die SGi Mengshausen. Die Hessen mussten nach zwei Niederlagen den dritten Tabellenplatz räumen und sind auf Rang sieben abgestürzt. Nordstemmen konnte sich mit seinen zwei Siegen am eigenen Zopf aus dem Sumpf ziehen. Die Niedersachsen werden jetzt in der Tabelle auf Rang sechs geführt. Das angestrebte Ziel, die Finalkämpfe im Februar kommen-den Jahres, ist damit allerdings noch nicht erreicht. Zwei Gegner warten noch auf die KKS Nordstemmen – Neuaufsteiger Kevelaer und TuS Hilgert. Am 7. Januar 2012 fällt die Entscheidung.
Die weiteren Begegnungen der Bundesliga Nord am 3./4. Dezember: St. Hubertus Elsen – ABC Münster 5:0; Post SV Düsseldorf – SSG Kevelaer 5:0; SG Hamm – TuS Hilgert 3:2; St. Hubertus Elsen – SGi Mengs-hausen 3:2; TuS Hilgert – Post SV Düsseldorf 3:2; SSG Kevelaer – SG Hamm 3:2.