Die KKS Nordstemmen verfehlte knapp das Finale

Mit dem fünften Platz in der Tabelle ist aber der Klassenerhalt Bundesliga gesichert

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Dicht daneben ist auch vorbei, sagt der Volksmund. Und wohl nirgendwo trifft dieser Spruch den Kern der Sache besser als im Schießsport. Die KKS Nordstemmen hat ihr selbstgestecktes Ziel, die Teilnahme an den Finalwettkämpfen der Bundesliga 2012, um Haaresbreite verfehlt. Die Nieder-sachsen konnten die letzte verbleibende Chance nicht nutzen und müssen nun enttäuscht die Finals Anfang Februar von der Tribüne aus als Zuschauer betrachten. Da tröstet es im Moment auch wenig, dass die Mannschaft mit dem fünften Tabellenplatz weiterhin im Oberhaus des deutschen Schieß-sports vertreten sein wird. Die KKS wollte mehr – und sie kann auch mehr.

Nichts desto weniger waren die beiden letzten und entscheidenden Begegnungen in Koblenz spannungsgeladen. Viel dazu beigetragen hatte David Kroll (Foto), der in seinen beiden Matches zweimal Gleichstand erzielte und damit gezwungen war, im Stechschießen eine Entscheidung herbeizuführen. Ein Schießen, das den Athleten und Zuschauern gleichermaßen die Schweißperlen auf die Stirn treibt.

In der Begegnung gegen die SSG Kevelaer stand die Nordstemmer Mannschaft nicht in der gewohnten Aufstellung vor den Scheiben. Für den Österreicher Thomas Farnik hatten Teamchef Frank Pohl und sein Trainer Oliver Gerlach die dänische Nationalkaderschützin Stine Andersen (Foto) ins Rennen geschickt. Sie kam erstmals in dieser Saison zum Einsatz und musste nach der Setzliste des Deutschen Schützenbundes auf Position drei an den Start gehen. Das war bislang der Platz von Henrik Borchers, der nun gezwungenermaßen auf Rang zwei vorrücken musste. Auf den Positionen eins und vier schossen wie gewohnt Ella Sternberg und David Kroll, während auf Rang fünf (ebenfalls erstmalig eingesetzt in dieser Saison) Carsten Feldhaus zum Einsatz kam.

So verlief die Begegnung KKS Nordstemmen gegen die SSG Kevelaer: Ella Sternberg (Foto) unterlag in einem Spitzenduell Ivana Maksimovic mit 392:398. Die erst 21jährige Serbin war mit zwei 99er-Serien in Führung gegangen und hatte dann anschließend zwanzig Mal hintereinander die Zehn getroffen. So etwas bekommt auch das sachverständige Publikum selten zu sehen und reagierte mit respektvollem Applaus. Henrik Borchers konnte mit 392:390 gegen Amelie Kleinmanns punkten, während Stine Andersen in der Zwischenzeit ihre Gegnerin mit 394:379 Zählern förmlich plattgewalzt hatte. Dem Nordstemmer David Kroll (392) gelang es trotz zwei 100er-Serien zum Beginn und Ende seines Wettkampfes nicht, seinen Gegner Nils Schumacher (392) in den Griff zu bekommen. Im Gegenteil – der Rheinländer schob sich immer mehr auf die Überholspur, vergab aber mit den letzten Schüssen den Sieg und erreichte die gleiche Ringzahl wie David Kroll. Das sich anschließende Stechschießen konnte Schumacher dann allerdings mit einer Zehn zu seinen Gunsten entscheiden. Kroll musste den Wettkampf mit einem Treffer in den Neunerring verloren geben. Den entscheidenden Punkt zum Mannschaftssieg für die KKS Nordstemmen lieferte Carsten Feldhaus. Der hatte zwar mit nur 381 Zählern ein für die Bundesliga eher mageres Resultat erzielt, konnte seine Gegnerin Anne Becker (379) damit aber trotzdem bezwingen. Das Match endete für die KKS durchaus glücklich mit 3:2 Punkten.

Was tun? hieß es am zweiten Wettkampftag gegen den TuS Hilgert. Keine leichte Aufgabe für Teamchef Frank Pohl und Trainer Oliver Gerlach von der KKS Nordstemmen. Ihre Nummer eins, Ella Stern-berg, stand berufsbedingt nicht zur Verfügung und war schon am Vorabend wieder zurück nach Israel geflogen. Jetzt stand plötzlich Henrik Borchers (Foto) auf der Spitzenposition der Niedersachen. Und alle anderen rückten automatisch nach. Zudem war die Perso-naldecke extrem dünn geworden, da Carsten Feldhaus einen weiteren Einsatz ausgeschlossen hatte. Stine Andersen schoss jetzt auf Bahn zwei, David Kroll und Anja Korf auf drei und vier. Blieb noch zu klären, wer Platz fünf besetzen sollte. Die Entscheidungsträger entschlossen sich für Andrea Heitmann, die Ligaerfahrung aus der zweiten Bundesliga mitbringt. Somit war die Luft extrem dünn geworden für einen zweiten Sieg der KKS Nordstemmen. Zu dünn, muss man sagen. Denn lediglich Stine Andersen (391) hatte sich einen hauchdünnen Sieg gegen Erich Schmul (390) erkämpfen können. Henrik Borchers (392) verlor knapp gegen Manuela Felix (393), Anja Korf (389) gegen Julia Palm (394) und Andrea Heitmann (381) gegen Uwe Schmidt (384).

Zwar war das Match zugunsten vom TuS Hilgert damit bereits entschieden, trotzdem wurde den Zuschauern zum Schluss noch ein spannendes Duell geboten. Der Nordstemmer David Kroll (Foto) und Thomas Hoche vom TuS Hilgert hatten Gleichstand (385) erzielt und mussten noch einmal vor die Scheiben treten und so lange weiterschießen, bis eine Ergebnisdifferenz vorlag. Bei dieser Art Schießen macht sich bei den Zuschauern immer eine atemlose Spannung breit. Die Schießleitung gewährt den Sportlern eine sekundengenaue Vorbereitungszeit von zwei Minuten, dann ertönt das Kommando: Laden zum ersten Wettkampfschuss – Achtung 3, 2, 1 – Start. Und schlagartig wird es grabesstill in der eben noch tobenden Sporthalle. Den Schützen bleiben dann 75 Sekunden Zeit, um ihren Schuss abzugeben. Kroll traf den Neunerring, Hoche auch. Sofort ging es weiter mit: Laden zum nächsten Wettkampfschuss. Kroll schoss eine Zehn, Hoche auch. Laden zum nächsten Wett-kampfschuss. Kroll traf wieder in den Neunerring, Hoche auch. Jetzt musste die Zehntelringwertung eine Entscheidung bringen. David Kroll traf mit einer 10,7 fast genau die Scheibenmitte – sein Gegner konnte nicht mehr mithalten und verlor diesen Wettkampf mit einer 8,8. Der Wettkampf gegen den TuS Hilgert ging mit 2:3 Punkten verloren.

Die KKS Nordstemmen erreichte in der Bundesliga Nord 2012 einen sicheren fünften Tabellenplatz. Damit konnten die Niedersachsen diesmal zwar nicht bis in die Finalwettkämpfe Anfang Februar vordringen, sind aber weiterhin in der höchsten Klasse des deutschen Schießsports, der Bundesliga, vertreten. Auch dazu darf man sicher gratulieren.